Resolution

13 02 2009

Der am 11.2.2009 in Gumtow, Landkreis Prignitz, Brandenburg, zur Beratung über die geplan­te 60 km lange Hochspannungsfreileitung Perleberg – Gantikow (Kyritz) – Wittstock zusammengekommene Runde Tisch bittet die Abgeordneten des Deutschen Bun­destages dringend, durch eine entsprechende Formulierung des zur Zeit noch beratenen Energieleitungs­ausbaugesetzes eine grundsätzliche Erdverkabelung für neu zu bauende Hochspannungs­leitungen bis 150 kV zu ermöglichen.

 

Begründung:

Die Notwendigkeit eines künftigen Neubaus von Hochspannungsleitungen, d.h. von Leitungen im Verteilnetz, resultiert weitestgehend aus dem Bau oder der Leistungserhöhung von Anlagen zur Ge­win­­nung erneuerbarer Energien, insbesondere aus Wind. Es ist u.E. dringend erforderlich, jegliche vermeidbaren zusätzlichen Belastungen zu unterlassen. Dazu ist für neue Hochspannungsleitungen eine Erdverkabelung geboten.

Außer der hohen Wertminderung der Regionen für Wohnen, Erholung und Tourismus bedeuten Freileitungen eine mögliche gesundheitliche Gefährdung der Bevölkerung und zwangsläufig durch Leitungsanflug den Tod zahlloser Vögel, darunter von für diese Landschaften cha­rakteristischen Großvögeln.

Die Mehrkosten, die dem Letztverbraucher durch eine Erdverkabelung von 110-kV-Lei­tungen entstehen, sind so niedrig, dass sie für einen Privathaushalt nicht einmal spürbar wären (vgl. die Studie der RWTH Aachen von 2008 mit kalkulierten Mehrkosten, die für einen durchschnittlichen deutschen Haushalt mit 3.500 kWh jährlichem Stromverbrauch etwa 20 Cent im Jahr pro 100 km 380-kV-Erdkabelleitung betragen würden. Mehrkosten für 110-kV-Erdkabel würden noch wesentlich darunter liegen). 

 

Am Runden Tisch, der die vorstehende Resolution einstimmig beschlossen hat, haben – in alphabetischer Reihenfolge – folgende Personen teilgenommen:

Michael Brinschwitz (Geschäftsführer Kreisbauernverband OPR)

Christian Dörendahl (Kirchenkreis Wittstock-Ruppin)

Thomas Domres (MdL Brandenburg, MdK PR, Kreisvorsitzender Die Linke PR)

Fred Fischer (Bürgermeister Stadt Perleberg)

Stefan Freimark (Bürgermeis­ter Gemeinde Gumtow)

Jürgen von Freymann (BI Hochspannung tief legen)

Hans-Georg Furian (Superintendent Kirchenkreis Perleberg-Wittenberge)

Svenja Gerbendorf (Jugendparlament Kyritz)

Joachim Harder (Superintendent Kirchenkreis Kyritz-Wusterhausen)

Reimar Heering (MdK PR, Freie Wählergemeinschaft Pro Prignitz)

Gudrun Hoffmann (Bürgermeisterin Gemeinde Plattenburg)

Friedhelm Kanzler (Stadt Wittstock)

Holger Kippenhahn (Bürgermeister Gemeinde Heiligengrabe)

Hans Lange (Landrat PR, Kreisvorsitzender CDU PR)

Ines Lehmann (Landkreis OPR)

Uwe Mayer (Landesforstbetrieb Brandenburg, Betriebsteil Kyritz)

Ina Muhß (MdK OPR, SPD)

Dr. Rainer Schneewolf (BI Hochspannung tief legen)

Dr. Kirsten Tackmann (MdB Die Linke)

Bernd Teickner (Kreisbauernverband PR)

Bärbel Treutler (MdK PR, Kreisvorsitzende B 90 / Grüne)

Clemens Wehr (BI Hochspannung tief legen)

Dagmar Ziegler (MdL Brandenburg, Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie, Unterbezirksvorsitzende SPD PR).

Folgende Personen, die zum Runden Tisch eingeladen, aber aus terminlichen Gründen verhindert waren, schließen sich der Resolution an:

Angelika Baatz (Geschäftsführerin Fremdenverkehrsverein Ostprignitz)

Uwe Neumann (Geschäftsführer Tourismusverband Prignitz).

[Abk.: MdB Mitglied des Bundestages, MdL Mitglied des Landtages, MdK Mitglied des Kreis­tages, PR Landkreis Prignitz, OPR Landkreis Ostprignitz-Ruppin]





Pressemitteilung 12. Feb. 2009

13 02 2009

Runder Tisch in Gumtow fordert grundsätzliche Erdverkabelung

Der heutige Runde Tisch, so sagte Stefan Freimark, Bürgermeister von Gumtow und Gastgeber am vergangenen Mittwochabend, sei die am hochkarätigsten besetzte Veranstaltung, die er bisher in seiner Gemeinde erlebt ha­be. Ministerin Dagmar Ziegler, Bundestagsabgeordnete Dr. Tackmann, Landtagsabgeordneter Thomas Domres, Landrat Hans Lange, die Bürgermeister von Perleberg und Heiligengrabe, die Bürgermeisterin von Plattenburg, Kreisvorsitzende von Kreistagsparteien, der Geschäftsführer des Kreisbauernverbands Ostprignitz-Ruppin, die Superintendenten zweier Kirchenkreise und weitere Funktionsträger der Region waren der Einladung der Bürgerinitiative ‚Hochspannung tief legen’ gefolgt, gemeinsam über das Verhalten gegenüber der von E.ON edis geplanten Hochspannungsfreileitung Perleberg – Kyritz – Wittstock zu beraten.

Aktueller Anlass war, dass zur Zeit im Bundestag die abschließenden Beratungen zum ‚Energieleitungsausbaugesetz’ stattfinden. In diesem wird darüber entschieden, ob es überhaupt gesetzlich möglich ist, Hochspannungsleitungen wie die in der Prignitz geplante unter die Erde zu legen.

Im ersten Teil der gut zweistündigen Veranstaltung informierte die Bürgerinitiative über wesentliche Vor- und Nachteile von Erdkabeln und Freileitungen. Es wurde klar, dass auch eine Erdverkabelung nicht ohne ganz erhebliche Bodenarbeiten auskommt, und dass das magnetische Feld direkt über dem Kabel nicht günstiger als das direkt unter einer Freileitung ist. Doch ist eine Kabeltrasse, wie sie z.B. in der Uckermark in 1,20 m Tiefe liegt, nach ein bis anderthalb Jahren wieder rekultiviert und landwirtschaftlich voll nutzbar, so dass man in der Regel nicht sieht, wo sie liegt. Und das magnetische Feld, das auch direkt über dem Kabel weit unter den Grenzwerten bleibt, nimmt bereits wenige Meter neben dem Kabel rapide ab und erreicht dort Werte, für die man bei einer Freileitung 100 m seitlichen Abstand braucht.

Freileitungen stellen eine hohe Gefahr für Vögel, besonders auch Großvögel dar. Vor allem auch, weil der Vogelzug in hohem Maße in der Dämmerung und nachts erfolgt, wenn die Leitungen nicht gesehen werden können. Getötete Vögel am Boden werden sehr schnell von anderen Tieren gefressen, so dass sie dem Menschen nicht auffallen. In den Unterlagen von E.ON edis wurden Untersuchungen aus sehr vogelreichen Gebieten angeführt, in denen zwischen 390 und 2.400 zu Tode gekommene Vögel pro km Freileitung und Jahr ermittelt wurden. Selbst wenn man nur ein Viertel des unteren Werts mit den 60 km der geplanten Freileitung multipliziert, käme man auf über 5.000 tote Vögel im Jahr.

Das eindrücklichste Argument der Netzbetreiber sind die Kosten. Eine Erdverkabelung koste mindestens doppelt so viel wie eine Freileitung  Das ist, so die Bürgerinitiative, aber nur die halbe Wahrheit. Zwar sei die Erstellung der Leitung bei einer Erdverkabelung wirklich deutlich teurer, aber hinsichtlich Betrieb und Erhalt ist eine Erdkabelleitung günstiger. So dass, wenn man diese mit einrechnet, nach Berechnungen der Technischen Hochschule Aachen eine Erdverkabelung im günstigsten Fall sogar etwas kostengünstiger, im ungünstigen Fall bis zu 40 % teurer ist als eine Freileitung.

Beim Endverbraucher kommt aber von diesen Mehrkosten, umgelegt auf den Strompreis, nahezu nichts an. Ein durchschnittlicher Haushalt wird, wenn man die Berechnungen der Technischen Hochschule Aachen zugrundelegt, für 100 km Erdverkabelung zwischen 0 und 20 Cent im Jahr zahlen, näher an null als an 20.

Und wenn man Kosten mit einrechne, die hoch, aber nicht so einfach bezifferbar sind, wie die zahllosen getöteten Vögel, die Gesundheitsgefährdung durch elektrische und magnetische Felder, Schäden der Landschaft, die Beeinträchtigung des Tourismus und v.a. auch die Minderung des Wertes von Grund, Boden und Immobilien für Wohnen und Erholen, dann sei  Erdverkabelung auf jeden Fall volkswirtschaftlich die kostengünstigere Variante.

Am Ende des Runden Tisches wurde nach längerer inhaltlicher Diskussion einstimmig eine Resolution verabschiedet, in der die Abgeordneten des Deutschen Bundestages dringend gebeten werden, durch eine entsprechende Formulierung des Energieleitungsausbaugesetzes eine grundsätzliche Erdverkabelung für neu zu bauende Hochspannungsleitungen bis 150 kV zu ermöglichen. Denn das ist die unbedingt notwendige Voraussetzung, um die geplante Leitung durch die Prignitz unter die Erde zu bekommen. Die Resolution wird per E-Mail an die Mitglieder der zuständigen Ausschüsse wir Wirtschaft und Technologie sowie für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit geschickt.